Halbe Helden

Bezeichnung Wert
Titel
Halbe Helden
Dead Ends
Verfasserangabe
Erin Jade Lange. Aus dem Engl. von Jessika Komina und Sandra Knuffinke
Medienart
Person
Auflage
1. Aufl.
Verlag
Ort
Bamberg
Jahr
Umfang
333 S.
ISBN10
3-7348-5010-X
ISBN13
978-3-7348-5010-3
Fußnote
14 - 17 Jahren
Schlagwort
Annotation
Halbe Helden, im Englischen Dead Ends, ist ein wunderbarer Roman über eine Freundschaft und die Suche nach sich selbst und dem eigenen Vater, mit zwei großartigen Helden. Mehr sollte man zu dem Roman gar nicht schreiben, denn eine Aufforderung, diesen sofort zu lesen, sollte schlicht und einfach genügen. Im Mittelpunkt steht der 16-, fast 17-jährige Dane, der alles andere als ein Musterschüler ist. Er prügelt sich oft und muss daher trotz sehr guter Noten immer wieder nachsitzen. Seine Tage an der Schule scheinen gezählt und damit auch seine Chance, ein College zu besuchen. Doch nicht nur: Er lebt mit seiner jungen Mutter zusammen, das Geld ist knapp und daher besitzt er als einziger Jugendlicher weit und breit kein Auto. Trotz des Jammerns weigert sich seine Mutter ihre Gewinnerlose, die in der Küche an der Wand hängen, einzulösen. Also bleibt Dane nicht viel übrig, als täglich zu Fuß zur Schule zu gehen. Mehr zufällig lernt er dabei Billy D. kennen, seinen neuen Nachbarn mit Down Syndrom und ebenfalls Schüler der Mark-Twain-Schule. "Hast du ein Glück, dass ich keine Mongos zusammenschlage." Mit diesem Satz setzt ein Gespräch zwischen den beiden Jungen ein. Doch Billy D. lässt sich nicht so leicht einschüchtern und macht Dane klar, dass er "kein Mongo" ist. Er sucht Danes Nähe und dieser lässt sich mit der Schulleitung darauf ein, Billy D. zur Schule zu begleiten. Als Entschädigung wird ein weiteres Nachsitzen aufgehoben. Doch Billy D. möchte noch mehr: Er sehnt sich nach Freundschaft, möchte kämpfen lernen und seinen Vater finden. Überrumpelt verspricht Dane ihm zu helfen. Das Kämpfen gestaltet sich ähnlich schwierig wie die Suche nach dem Vater. Doch vor allem Billy D. lässt nicht nach, versucht jene Rätsel zu lösen, die sein Vater ihm hinterlassen hat und beide Jungen lernen nicht nur sich besser kennen, sondern kommen auch der Wahrheit und der Suche nach Vätern immer näher. Auch wenn viele Themen mittlerweile zum festen Repertoire der Jugendliteratur gehören, überrascht dieser Roman auf vielfältige Weise. Da ist zunächst Dane, der Billy D. nach dem bereits zitierten Satz ganz anders behandelt als andere. Er sieht in Billy D. nicht den Jungen mit Down Syndrom, sondern einen manchmal etwas nervigen Jungen, der zu viele Fragen stellt. Es ist wunderbar, wie sich diese Freundschaft entwickelt und wie "normal" Dane mit Billy redet. Und gerade dieser nicht aufgesetzte Ton macht den Roman so besonders. Es geht nicht um political correctness, sondern um die Freundschaft zweier Jungen, die zwar unterschiedlich sind, aber auch Gemeinsamkeiten haben. Dane erlebt immer wieder, wie andere Menschen ihn bewundern, weil er mit Billy D. zu Schule geht. Er beobachtet, wie Lehrerinnen und Lehrer ihre Stimme ins Kindlich-Dümmliche wechseln, wenn sie mit Billy D. sprechen. Und genau das nervt: Für Dane ist Billy D. nicht "anders" ist, sondern er akzeptiert ihn so wie er ist: "Dane, er ist anders als du und ich." Ich zog die Hand weg und wich vor ihr zurück. "Das ist doch nichts Schlimmes", sagte Mom. "Aber dass du diesen Unterschied erkennst und Billy trotzdem so akzeptierst, wie er ist - genau das ist es, was dich von seinem Dad unterscheidet." Dieser Dialog kann sicherlich als einer der Schlüsselstellen im Roman betrachtet werden. Dane weiß, dass Billy D. nicht all das kann, was er kann, aber trotzdem sieht er in ihm den Menschen und nicht den Jungen mit Handicap. Er redet mit ihm offen über Mädchen und Sexualität, auch wenn dann Billy in seiner maßlosen Ehrlichkeit Dane in peinliche Situation bringt. Er schaut mit ihm DVDs und macht sich auch auf die Suche nach seinem Vater. Billy D. selbst ist liebenswert, mitunter naiv, dann aber auch wieder unglaublich klug und hilft auch Dane etwas, seine Wut zu bändigen. Halbe Helden ist schon aufgrund der beiden Protagonisten lesenswert. Aber auch die Handlung und die vielen Fragen, die Billy D. stellt, machen den Roman zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. Und zuletzt ist es ein Roman für Jungen, denn er erzählt durchaus authentisch auch über Probleme Heranwachsender und zeigt so, dass wir alle "anders" sind.
Antolin Antolin