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Hausroman

Buch

Seidenauer, Gudrun (Verfasser/-in) DNB

Residenz-Verl.

2012

978-3-7017-1601-2

Faszinierende Einblicke in das Leben der Bewohner eines alten Hauses aus zwei Perspektiven. (DR) Die Geschichte eines Hauses ist die Summe der Erlebnisse seiner Bewohner. So etwa die des Architekten Konrad, der einst mit seiner schwangeren Frau Dora in eine Wohnung im zweiten Stock gezogen ist. Jahre nach der Trennung von seiner Frau zieht seine siebzehnjährige Tochter Katharina wieder bei ihm ein und die Wohnung füllt sich mit Leben. Doch die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist eine andere als früher, verhaltener, vorsichtiger, und Konrad merkt nicht, wie die Essstörung seine Tochter aufzulösen droht. Hilfe und Halt findet Katharina bei Marie, der Ärztin aus dem Mezzanin, die sich in Konrad verliebt hat und eine kurze Zeit mit ihm ein Stück gemeinsame Hausgeschichte schreibt. So wie diese öffnen sich viele weitere Lebensgeschichten wie Türen zu den einzelnen Wohnungen und der Leser bekommt einen intimen Einblick in das Leben und die Seelenwelt der Hausbewohner. Da ist Linus, der die Gabe hat, vergangene Welten vor seinem inneren Auge zu sehen, oder der Inder Rakesh, der aus der familiären und sozialen Enge seiner Heimat zu seiner Liebe Sonja geflüchtet ist, um sich dort in der Fremde doch einzugestehen, dass er Heimweh hat. Die österreichische Autorin versteht es, mit prägnanter Sprache und einer großen Portion Feingefühl die Bewohner dieses Hauses zum Leben zu erwecken. Still und ohne große Töne verbinden sich die Geschichten der einzelnen Hausbewohner miteinander. Scheinbar unwichtige Begegnungen im Treppenhaus und belanglose Gespräche lassen Verbindungen und Freundschaften entstehen. Und natürlich geht auch die Liebe in den Wohnungen ein und aus. Auf brillante Weise lässt Gudrun Seidenauer auch das Haus, das die Entwicklung seiner Bewohner von Anfang an begleitet hat, zu Wort kommen, macht es lebendig und schafft so eine spannende zweite Perspektive. Empfehlenswert!