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Viktor

[Roman]

Buch

Fanto, Judith (Verfasser/-in) DNB

Urachhaus

2021

978-3-8251-5257-4

Parallele Aufarbeitung von zwei Familiengeschichten beginnend in Wien 1914 und sich fortsetzend im niederländischen Nijmwegen 1994. (DR) Die Studentin Geertje ist auf der Suche nach ihrer Identität und den verschütteten jüdischen Wurzeln. Sie ist wild entschlossen, die beharrliche Mauer des familiären Schweigens zu durchbrechen, weil sich ihre Großmutter und Eltern noch Jahrzehnte nach der Schoah für die Flucht aus Wien schämen. Sie spürt als "nichtjüdisches jüdisches" Mädchen intuitiv, wie sie von einem unsichtbaren Kreis umgeben ist, der sie am echten Leben hindert, gefangen im traumatischen Familienleben des "dreizehnten jüdischen Stammes". Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf ein Familiengeheimnis in Zusammenhang mit Viktor, dem titelgebenden Bruder ihres Großvaters, dem sie sich verbunden fühlt, "weil er grüne Augen hat" wie sie. Die Geschichte beginnt 1914 mit dem sechsjährigen Viktor Rosenbaum, der einen verwaisten Buben aus einem Teich im Praterpark rettet und von der wohlhabenden Familie aufgenommen wird. Viktor gilt jedoch als schwarzes Schaf in der Familie, ist ein Wichtigtuer, Draufgänger und Schürzenjäger, der 1938 beim Anschluss Österreichs mit Einfallsreichtum und Brutalität Widerstand leistet und die Flucht seiner Familie ins Ausland mit dem Preis seiner Hinrichtung ermöglicht. Ein berührender Familienroman, der aufgrund authentischer Fakten die Geschichte Österreichs von 1914 bis in die Nachkriegszeit aufarbeitet, zugleich interpretierend konkrete Menschenschicksale zum besseren Verständnis der historischen Ereignisse erzählt. Eine Lektüre, die eine vergangene Epoche durch Geschichten zum Leben erweckt, eine Autorin, die gegen das Vergessen anschreibt. Zugleich ist dieser Roman ein "Weckruf", der auf brandwichtige, weltweite Traumata wie Heimatlosigkeit, Vertreibung, Machtmissbrauch bis zum Genozid hinweist und zu einem globalen Umdenken in Politik, Gesellschaft und Umwelt mahnt.